Auftakt in die Trainerkarriere?- Roland Vrabec erfolgreich auf der Kiez-Bank

12.11.2013 18:27

 

HAMBURG 12. November- Eine beeindruckende Kulisse von bunten Lichtspielen zwischen Riesenrädern, fast 50 Meter hochragenden Schwingschaukeln, der Duft von weihnachtlichen Leckereien und ein Glockenleuten zum Gänsehautkriegen. Das ließ den knapp 27500 Zuschauern im Millerntor-Stadion am Montagabend, inmitten des Hamburger Winterdoms, ein eher nervenaufreibendes Spiel ganz spektakulär vorkommen. Spektakulär dürfte der verdiente 3:0-Sieg des FC St.Pauli gegen Tabellenschlusslicht FC Energie Cottbus besonders für Einen gewesen sein.

 

Sein Name war Programm. Doch wie spricht man den eigentlich aus? „Wrabetz“, erklärt der kroatisch-stämmige Interimstrainer des FC St.Pauli. Roland Vrabec saß zum ersten Mal als Cheftrainer auf der Bank. Als Nachfolger von Michael Frontzeck führte er den FC St.Pauli mit dem entscheidenden Sieg gegen den FC Energie Cottbus auf Platz fünf der Tabelle der 2. Liga. Nach einem glatten 3:0 eigentlich Grund genug vor Bestätigung zu protzen. Aber nein. Charmant bescheiden zeigt sich der frischgebackenen Trainer über die weitere Zukunft bei den Paulianern. „Ich denke wenn die Spiele weiterhin so positiv laufen ist eine größere Chance da, aber wenn nicht dann freunde ich mich auch wieder mit der Rolle als Co-Trainer an.“ 

 

Nicht ohne Grund spricht die Chefetage des FC St.Pauli dem ehemaligen Co-Trainer so viel Vertrauen zu. Als vierter Glatzkopf-Trainer in Folge entspräche er zumindest den optischen Anforderungen. Über eine längere Zusammenarbeit mit Vrabec nach der Winterpause macht sich Sportchef Rachid Azzouzi vorerst keine Gedanken. „Er hat einen guten Job gemacht mit der Mannschaft. Jetzt haben wir zwei Wochen Zeit an unseren Defiziten zu arbeiten. Danach geht es erst weiter.“ Dass Azzouzi Freund langer Phrasen ist, dürfte dem einen oder anderen in den letzten Tagen bereits aufgefallen sein. Zu Spekulationen der Medien, dass Holger Stanislawski potenzieller Kandidat für den Trainerposten sei, will sich der Manager nicht äußern.  

 

St.Pauli auch ohne Schon-Programm erfolgreich

Interimstrainer Vrabec hatte zu Beginn zwar angekündigt, nicht viel verändern zu wollen. Eine Methode strich der Trainer aber unmittelbar. Die Kiezkicker mussten auf das Schon-Programm im Hotel am gestrigen Spieltag verzichten. Vrabec erhoffte sich besonderen Erfolg dadurch. „Wenn die Spieler von zu Hause zum Stadion kommen, die Fans sehen, überträgt sich vielleicht Energie.“

 

Damit hatte der neue Trainer wohl den richtigen Riecher. Die Energie der Fans hat die Mannschaft vom Kiez am Montagabend jedenfalls gespürt. Bei Energie Cottbus konnte von Energie aber nicht die Rede sein. Die Chancenverwertung war zwar für beide Mannschaften ein großes Problem, der Abschluss glückte aber nur den Hausherren nach 15 Versuchen dreimal: Bartels (35.), Schachten (70.), Thorandt (74.). Zu wenig Präzision und Entschlossenheit bei Torschüssen ließ vor allem Pauli-Keeper Phillip Tschauner unterfordert auftreten. Das nötige Quäntchen Glück hatte damit der FC St.Pauli, der sich vehement im Angriff durch die Abwehr der Gegner biss.

 

Obwohl die Mannschaft von der Entlassung ihres Trainers Michael Frontzeck redlich überrascht war, zeigte man sich zufrieden mit der Leistung des neuen Trainers. Dass die Beziehung zu Vrabec alles andere als „neu“ ist, stellt Mittelfeldspieler Florian Kringe richtig und pocht darauf.„Neu ist er ja nicht, wir arbeiten bereits seit Monaten mit ihm zusammen.“

 

Die erste Prüfung hat Vrabec bereits bestanden. Wenn er sich bis zur Winterpause in der Gesamtbilanz genauso „spektakulär“ beweist, wird der 39-Jährige demnächst vielleicht seinen ersten Vertrag als Cheftrainer unterzeichnen. Vorerst steht aber nach der Länderspielpause der 15. Spieltag (24.11.) beim VfR Aalen an.

Für den FC Energie Cottbus und Trainer Stephan Schmidt geht die Punktejagd nach 460 torlosen Minuten am kommenden Spieltag im Heimspiel gegen den FSV Frankfurt weiter.

 

Von Irena Vukovic