Der neue HSV: Endlich wieder Europa?

16.07.2013 20:13

Die vergangene Bundesliga-Saison wurde mit Platz 7 abgeschlossen. Zwar ist das keine Platzierung, die den HSV nach Europa gebracht hat, aber nach dem desolaten Start (Pokal-Aus gegen den Karlsruher SC, Niederlage beim Bundesliga-Auftakt gegen den 1. FC Nürnberg) durchaus zufrieden stellend.

Neue Saison - Neues Glück

Für die kommende Saison 2013/2014 hat der HSV viele Veränderungen vorgenommen, angefangen in der Chef-Etage: Frank Arnesen musste seinen Platz als Sportdirektor räumen, für ihn kam Oliver Kreuzer vom Karlsruher SC. Doch er ist nicht der einzige Hoffnungsträger, der aus Karlsruhe kommt: Auch der 19-jährige Hakan Calhanoglu wechselte an die Elbe. Er gilt als Supertalent, wird häufig mit Real Madrids Superstar Mesut Özil verglichen. Der Mittelfeldmann sicherte dem Karlsruher SC mit 16 Toren den Aufstieg in die 2. Liga. Wie er beim HSV einschlägt, bleibt abzuwarten. Die Erwartungen sind jedenfalls wie immer sehr hoch. Auch erhoffen sich Hamburgs Fans viel von den anderen Neuzugängen:  Johan Djourou (26 Jahre alt, kommt vom FC Arsenal) wird neuer Partner von Heiko Westermann  in der Innenverteidigung. „Heiko scheint ein Super-Typ zu sein“, verriet er der Hamburger Morgenpost. Die Harmonie scheint zumindest schon mal außerhalb des Platzes zu stimmen. Jacques Zoua (21 Jahre, kommt vom FC Basel) ist einer der dringend benötigten neuen Stürmer. Er ist allerdings mit gerade Mal einem Treffer in der Schweizer Liga nicht unbedingt für seine Torgefährlichkeit bekannt. Trainer Thorsten Fink, der ihn bereits von 2010 bis 2011 beim FC Basel trainierte, ist trotzdem von seiner Qualität überzeugt: „Er ist einer wie Paolo Guerrero.“ Bei dem Namen mögen wohl viele HSV-Fans aufschrecken. Guerrero war ein Stürmer von hoher Qualität – allerdings machten ihn weniger seine vielen Tore bekannt als seine Ausraster es taten. Bleibt zu hoffen, dass Zoua keine Kurzschlussreaktionen hat und „alle Lampen an bleiben“.

Junge Spieler als Hoffnungsträger

Weitere Verstärkungen sollen der 20-jährige Kerem Demirbay sein, der aus der 2. Mannschaft von Borussia Dortmund kommt und der 22-jährige Lasse Sobiech, der unter anderem schon beim FC St. Pauli in der zweiten Bundesliga spielte und für die SpVgg Greuther Fürth sein Erstligadebüt gab. Der HSV setzt vor allem auf neue, junge Spieler. Bei dem Stichwort „jung“ kommt auch Jonathan Tah aus der eigenen Jugend ins Spiel: Der gerade Mal 17-jährige Schüler, der nebenbei noch sein Fachabitur machen will, könnte für den HSV noch sehr wichtig werden. Er bringt jetzt schon alle körperlichen Voraussetzungen für die Abwehr mit: „Ich war schon immer größer als die anderen, da haben die Eltern am Spielfeldrand immer gesagt, dass ich einen falschen Pass hätte. Meine Mutter ist da immer ein bisschen böse geworden.” Nicht nur seine Statur macht ihn zu einem guten Spieler, er sammelte bereits wichtige Erfahrungen als Kapitän der U16- Nationalmannschaft des DFB. Lernen will er allerdings noch mehr von den erfahrenen Spielern: „In der Mannschaft versuchen mir alle, ganz gut zu helfen.”

Ist das alles?

Doch sind diese Transfers ausreichend? Sportsfem meint: Wohl eher nicht. Bisher sind viele junge Spieler gekommen. Die Mannschaft zu verjüngen ist gut für die Zukunft, doch werden immer noch Fußballer mit viel Erfahrung benötigt. Der HSV darf nicht darauf hoffen, die eher unbekannten Namen groß zu machen. Es muss ein Spieler kommen, der sich bereits einen Namen gemacht hat und eine sichere Bank für die Hamburger ist. Das Konzept mit den neuen Spielern kann funktionieren – muss es aber nicht. Bevor Oliver Kreuzer allerdings weiter einkaufen darf, müssen erst einmal alte Spieler verkauft werden, damit wieder Geld in die Kasse kommt. Ganz oben auf der Abschussliste stehen Marcus Berg, Gojko Kacar, Robert Tesche, Paul Scharner, Michael Mancienne und Slobodan Rajkovic. Zwar spülte der Verkauf von Stürmer-Talent Heung-Min Son an Bayer Leverkusen 7,5 Millionen Euro in die HSV-Kasse, doch bei einem Millionen-Loch, das gestopft werden muss, ist das noch lange nicht genug für neue Einkäufe.

Bei all den Neuzugängen darf man aber nicht die alten Leistungsträger vergessen: Ein Rafael van der Vaart und Rene Adler, die letzte Saison das Hamburger Publikum verzauberten, werden auch in dieser Saison unverzichtbar sein.

Sportsfem hat euch nun auf den neuesten Stand des HSV-Kaders gebracht. Doch uns würde interessieren, was eigentlich andere Fußballer dazu sagen. Lautet die Devise wieder „Bloß nicht absteigen“ oder ist der Boom, der letzte Saison mit Rafael van der Vaart gekommen ist, dieses Mal von Anfang an da und das Saisonziel muss Europa heißen? Wir haben auf den norddeutschen Amateur-Fußballplätzen nachgefragt.

 

Das sagen Norddeutschlands Amateure dazu:

 

Kevin Lohrke (SV Rugenbergen, Oberliga): „Ich sage, dass sie 5. oder 6. Werden. Mit Djourou haben sie neben Westermann einen guten Mann dazu bekommen, der hinten für Stabilität sorgen wird. Zudem haben sie mit van der Vaart einen Spieler mit Erfahrung und von Calhanoglu halte ich auch sehr viel.“

Michael Runge (BSV Rehden, Bezirksliga): „Der Klassenerhalt sollte schon drin sein. Nein, das Ziel sollte Europa sein. Aber ich denke, dass das schwer realisierbar wird, weil mit Bayern, Dortmund, Schalke, Leverkusen, Frankfurt, Wolfsburg, Gladbach und Stuttgart noch einige Mannschaften besser sind als der HSV zur Zeit.“

Viktor Streib (SV Rugenbergen, Oberliga): „Wenn der HSV wie eine Mannschaft auftreten wird und in der Vorbereitung weiterhin so spielt und dieses Jahr mal einen guten Start in der Bundesliga hinlegt, dann denke ich, dass sie um die Europaplätze spielen werden.“

 

Von Annabell Behrmann