Doppelter Befreiungsschlag- Ilicevic setzt dem Achtelfinal-Fluch ein Ende

04.12.2013 15:09

 

HAMBURG 04. Dezember- Das Hamburger Verkehrsnetz im Ausnahmezustand. Überfüllte S-Bahnen, kilometerlanger Stau und Massen von Menschen in Vereinskostümen. Der Weg ins Hamburger Volkspark-Stadion erwies sich nicht nur für die Fans als wahre Herausforderung. Auch der verletzte Kapitän Rafael van der Vaart eilte mit Freundin Sabia am Dienstagabend erst 15 Minuten nach Anpfiff die Treppen zu den Tribünen hinauf. Der Trubel um das Pokal-Achtelfinale zwischen dem Hamburger SV und dem Zweitligisten 1. FC Köln schlug sich dann auch noch auf dem Spielfeld nieder. Einem, auf den man in Hamburg lange gewartet hat, gelang es den Hanseaten doch noch einen glücklichen Abend zu bescheren.

 

„Es war eine schwere, eine lange Zeit“ für Hamburgs Patienten Ivo Ilicevic. Eine Reihe von Muskelverletzungen ließen den Kroaten nach seinem Wechsel vom SC Kaiserslautern auch nach zwei Saisons in Hamburg noch nicht so recht ankommen. Nun fühlt er sich aber umso wohler in der Elbstadt. Zurecht nach dem langersehnten Tor (2:1 85.Min), das zugleich den Einzug ins Pokal-Viertelfinale ermöglichte. „Das in Wolfsburg war Pech. Heute habe ich es ein bisschen besser gemacht. Im Endeffekt ist aber egal was letzten Freitag passiert ist. Ich bin froh, dass wir eine Runde weiter sind und ich der Mannschaft helfen konnte“ zeigt sich der 27-jährige deutlich erleichtert. Lange feiern ist heute aber nicht mehr drin. Denn am Wochenende steht bereits das nächste Spiel an. „Aber mal schauen was in der Kabine passiert“ sagt der Mittelfeldspieler trotz Disziplin mit einem leichten Schmunzeln.

 

Seinen Platz in der Stammformation wird sich Ilicevic in den nächsten Wochen zwar noch erarbeiten müssen. Dass er aber langsam auftaut, hat sich bereits in den letzten Spielen des HSV bewährt. Jetzt ist der Knoten endlich geplatzt. „Da kommen bestimmt noch weitere Treffer dazu“ sprüht der torgefährliche Flügelspieler vor Motivation. Bisher hatte der in Aschaffenburg geborene Kroate nur wenige Einsätze für seine Nationalmannschaft. Nun meldete sich aber auch Ex-HSV-Profi Niko Kovac. Der leitet gemeinsam mit seinem Bruder Robert die kroatische Mannschaft seit der Relegationsrunde der Qualifikation für die anstehende Weltmeisterschaft. Kovac setzte Ilicevic bereits im Hinspiel gegen Island in die Startformation. Die mangelnde Spielpraxis machte ihm aber zu schaffen, weshalb er im Rückspiel nicht im Kader war. Dennoch setzt Kovac großes Vertrauen in Ilicevic und ist sich seiner Qualität bewusst. Eine Einladung zu weiteren Tests mit der Nationalelf gibt es somit auch schon. Gemeinsam mit Teamkollege Milan Badelj geht es dann in die Heimat. Zeit für Urlaub am Meer und Familienbesuche wird es dann leider nicht geben.

 

Auch Trainer Bert van Marwijk sieht in Ilicevic großes Potenzial, der Mannschaft weiterhin von Bedeutung zu sein. Damit bewies der Holländer auch 15 Minuten vor Schluss mit dem entscheidenden Wechsel das richtige Gespür zu haben. „Ich wollte die Kreativität der Mannschaft beibehalten, darum habe ich auch Ilicevic spielen lassen.“ Diese Entscheidung ließ letztlich auch die Vereinskasse wieder klingeln.

 

Vier Jahre hat es gedauert, bis die Hamburger ihren Pokal-Achtelfinal-Fluch brechen konnten. In den vergangenen Jahren war dort nämlich schon Schluss für die Hanseaten. Finanziell betrachtet ist der Einzug ins Viertelfinale allein ein riesiger Triumph für den Verein. Mit einer Prämie in Höhe von 1,2 Millionen Euro ist dem Bundesliga-Dino die nötige Finanzspritze verpasst. Das dürfte auch Sportchef Oliver Kreuzer ein paar ruhige Nächte verschaffen.

 

Für Trainer van Marwijk wird es wohl keine ruhigen Nächte geben. In seinem Team gibt es noch einige Baustellen, an denen gearbeitet werden muss. Unnötige Patzer in der Defensive haben das Pokalspiel zu einer regelrechten Zitterpartie gegen die ebenbürtigen Rheinländer gemacht. Ein eindeutiger Sieg der Hamburger war das allemal nicht. Der Top-Aufstiegskandidat aus Köln stellte Torhüter René Adler nämlich auch so manches Mal vor die ein oder andere Prüfung. Das entscheidende Quäntchen Glück fehlte immer wieder. Auch bei der letzten Ausgleichsmöglichkeit von Patrick Helmes kurz vor Schluss, der am Pfosten scheiterte. Mit mehr Glück gingen schließlich die Hausherren vom Feld.

 

Jetzt darf der Nordklub wieder von dem Pokalfinale träumen. Zunächst aber findet die Auslosung der Viertelfinal-Begegnungen am kommenden Sonntag statt. Bundestrainerin der Frauen-Nationalmannschaft Silvia Neid soll das glückliche Händchen haben. Das auch für den HSV. Einem seiner Nationalmitspieler möchte Torschütze Ivo Ilicevic nämlich nicht so gern begegnen: Mario Mandzukic. Einen Wunschgegner gibt es nicht. Auf den FC Bayern München könne man aber durchaus verzichten.   

 

Von Irena Vukovic